24. Dezember 2018

Heilig Abend liegt hinter uns. Weihnachten ist das Fest der Familie, der lachenden Kinderaugen - eine Zeit, die besonders schwierig ist für verwaiste Eltern.

Im letzten Jahr hat es uns Weihnachten eiskalt erwischt. Es ging nichts. Wir haben Weihnachten, Weihnachtsmärkte und Co. boykottiert. Sein Fehlen so unfassbar. Er hatte doch Weihnachten feiern sollen. Für ihn hatten wir feiern wollen. Warum darf er es nicht erleben? Heute fragte ich mich: brauchte er das? Um glücklich zu sein brauchte er kein Weihnachten. Er war glücklich. Aber zu schmerzlich war der Abschied von der Vorstellung gewesen, dass das Weihnachten doch das Fest unserer endgültig vollständigen Familie mit zwei Kindern sein sollte. Die Taufe unserer kleinen Tochter war angedacht. Die Bilder eines besonders tollen Festes im Kopf längst gemalt. Alles war so anders ohne ihn. So leer, so fade - so kahl. Licht und Wärme brachte meine Schwester, die uns besuchte und die Kühle und Kargheit der Tage ohne Baum, ohne schönes Essen und co. aushielt. Keine Erwartungen hatte. Auch eine liebe Freundin stand ganz unerwartet vor Tür mit Blumen, Essen und Büchern. So wunderbar von ihr. Sie hat uns durch die Tage gerettet. Eine Geste so voll Wärme und Kraft - besonders wertvoll, wenn man sich so einsam und vom Rest der Welt getrennt fühlt.

Dieses Jahr wollte ich bewusst die Tage planen, um uns eine Struktur zu geben, damit uns nicht die Leere einholt und vor allem auch, weil ich mich jenseits des Troubles der Geschäfte und hektischen Geschenkekauferei auf eines besinnte, den einstigen Grund von Weihnachten: die Geburt Jesu. Den Glauben tief im Herzen tragend, fand ich, dass wir die Tage festlich und auf unsere Art und Weise begehen sollten. Für Richard hatten wir überall unsere offensichtlichen und unsere versteckten Zeichen. Es gab seine heiß und innig geliebten Haferplätzchen, Louisa trug seinen Weihnachtsschlafanzug zum ersten Mal, den Baum zierte ein Stern, ebenso hing im Fenster ein Windlicht mit seinem Namen und unser Tisch war geziert von seinen Fotos, im Baum oben thronte ein Foto von ihm.

PicCollage.png

Ganz nach unserem Gefühl und jenseits der Erwartungen. Und so verbrachten mein Mann und ich während unsere Tochter schlief einen schönen Abend bei gutem Essen und mit tiefen Gesprächen. Am 25. fuhren wir zum Friedhof, besuchten Motti und zurück zuhause durfte Louisa ihre Geschenke auspacken. Weiter ging es in den Zoo - das lieben die beiden. Und Kirche stand natürlich auch auf dem Programm - aber ganz für uns. Für den Familiengottesdienst und die heitere Stimmung fühlten wir uns dennoch noch nicht bereit. So stellten wir alleine unsere Kerze auf und hielten vor der Krippe inne. So, wie es für uns gut war. Am zweiten Feiertag besuchten wir wieder Motti (wie jeden Tag) und trafen liebe Freunde, die uns bereits eng das Jahr begleitet hatten. Weihnachten als frohe und gute Zeit - bei Gott ist Richard geborgen, behütet und geliebt.

Weihnachten 2.jpg



Test Website