Frühling - die Schönheit wieder spüren lernen

Es ist der zweite Frühling nach dem Tod unseres Sohnes. Das zweite Trauerjahr und die Gefühle sind kontinuierlich im Wandel. Zeit für eine kleine Bestandsaufnahme. Die Natur ist ein besonderer Gefährte in meiner Trauer gewesen. Es gab Phasen, da konnte ich ihre Schönheit nicht ertragen. Es gab Zeiten, da habe ich nur die karge Natur eines Waldes ertragen. Hohe Bäume, wenig grün - geschützt gefühlt habe ich mich. Verwundbar war ich durch den Trubel der Menschen in den Straßen. Die Natur bot mir Schutz und Halt, nur durfte sie auch nicht zu schön sein, nicht zu lebendig, denn das widersprach meinem Gefühl: wie kann etwas so Unbedeutendes lebendig sein und etwas so Bedeutendes tot? Nein, es war ein Widerspruch für mich und nicht auszuhalten. Ich erinnere gut dieses Schaudern und Zucken, das ich verspürte, wenn ich das Haus im ersten Frühling verließ. 2018 war ein unfassbar sonniges und warmes Jahr. Wie konnte das erste Jahr nach seinem Tod nur schön sein?

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Und doch - die Wärme der Sonne, sie fing an mir zu helfen. Wieder spüren. Das lernte ich durch die Sonne. Und jetzt - es ist der zweite Frühling und der Sommer naht. Wie die Bäume blühen, die Knospen sprießen - ich kann mich wieder richtig daran erfreuen. Ich erfreue mich auch ganz bewusst: die dunklen Gefühle und Tage, auch sie gehören dazu und kosten mich Kraft. Ich darf mich im Moment an der Schönheit der Natur erfreuen, Kraft tanken für die anderen Tage. Und ich erinnere mich, wie viel Spaß unser kleiner Mann in der Natur hatte, Stöckchen sammelte - genauso tue ich es nun. Ein Stöckchen oder eine der wunderschönen Blüten nehme ich mit und bringe sie ihm ans Grab.

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